Achtsamkeit
- Elisabeth Maria
- 11. März
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 13. März

Der Weg zu mehr Ruhe und Klarheit im Alltag
In der heutigen, schnelllebigen Welt, in der es ständig etwas zu tun gibt und wir uns immer wieder in einer Flut von Informationen verlieren, scheint es beinahe unmöglich, zur Ruhe zu kommen. Genau hier setzt das Konzept der Achtsamkeit an. Achtsamkeit ist keine neue Modeerscheinung, sondern eine jahrtausendealte Praxis, die ihren Ursprung im Buddhismus hat. Sie ist eine einfache, aber tiefgehende Methode, um im Moment zu leben und bewusst zu erleben, was um uns herum und in uns selbst geschieht.
Was ist Achtsamkeit?
Achtsamkeit bedeutet, sich ganz auf den gegenwärtigen Moment zu konzentrieren, ohne ihn zu bewerten oder zu beurteilen. Es geht darum, mit voller Aufmerksamkeit das zu tun, was wir gerade tun, sei es das Trinken einer Tasse Tee, das Spazierengehen oder das Gespräch mit einem Freund. In der Praxis bedeutet dies, unsere Gedanken, Gefühle und Sinneseindrücke wahrzunehmen, ohne uns in ihnen zu verlieren. Es geht nicht darum, den Gedankenstrom zu stoppen, sondern ihn mit einem offenen und neugierigen Blick zu beobachten.
Warum ist Achtsamkeit wichtig?
Die Vorteile von Achtsamkeit sind mittlerweile wissenschaftlich gut belegt. Studien zeigen, dass regelmäßige Achtsamkeitspraxis das Stressniveau senken kann, die Konzentration verbessert und die emotionale Resilienz stärkt. Achtsamkeit hilft uns, negative Gedankenmuster zu erkennen und aufzulösen, wodurch wir unser Wohlbefinden steigern können. In einer Welt, in der wir ständig abgelenkt sind, gibt uns Achtsamkeit die Möglichkeit, zu uns selbst zurückzufinden und mehr Klarheit zu gewinnen.
Wie kannst du Achtsamkeit in deinen Alltag integrieren?
Achtsamkeit erfordert keine speziellen Vorkenntnisse oder eine komplizierte Praxis. Sie lässt sich ganz leicht in den Alltag einbauen. Hier sind einige einfache Tipps, um Achtsamkeit zu üben:
1. Atemübungen
Eine der einfachsten Methoden, achtsam zu sein, ist die Konzentration auf deinen Atem. Schließe für ein paar Minuten die Augen, atme tief ein und aus und beobachte, wie sich dein Körper bei jedem Atemzug anfühlt. Dies hilft, den Geist zu beruhigen und im Moment zu bleiben.
2. Langsame, bewusste Bewegungen:
Anstatt hektisch durch den Tag zu hetzen, versuche, deine Bewegungen langsamer und bewusster auszuführen. Wenn du zum Beispiel gehst, achte auf das Gefühl deiner Füße, die den Boden berühren. Wenn du isst, nimm dir Zeit, jedes Gericht wirklich zu schmecken und zu genießen.
3. Dankbarkeit üben
Nimm dir jeden Tag ein paar Minuten, um darüber nachzudenken, wofür du dankbar bist. Das hilft, den Fokus von negativen Gedanken auf positive Aspekte deines Lebens zu lenken und fördert eine achtsame Haltung.
4. Digitale Auszeiten
In einer Welt, die von ständiger Erreichbarkeit geprägt ist, ist es wichtig, regelmäßig digitale Auszeiten zu nehmen. Setze bewusst Zeiten ohne Smartphone und Computer, um dich wieder auf die realen, physischen Erfahrungen zu konzentrieren.
5. Achtsame Kommunikation
Wenn du mit anderen sprichst, versuche, dich vollständig auf das Gespräch einzulassen. Höre aktiv zu, ohne sofort zu urteilen oder zu unterbrechen. Dies fördert tiefere und erfüllendere zwischenmenschliche Beziehungen.
Die Herausforderung der Achtsamkeit
Achtsamkeit mag einfach klingen, aber sie erfordert regelmäßige Übung und Geduld. In einer Welt voller Ablenkungen und ständiger Reize ist es normal, dass der Geist abschweift. Doch gerade das ist ein Teil der Übung: Jedes Mal, wenn du dich dabei ertappst, dass du in Gedanken abschweifst, kannst du dich wieder sanft auf den Moment zurückführen. Diese kleine „Unterbrechung“ ist der eigentliche Gewinn, denn sie zeigt dir, wie oft du im Alltag unbewusst auf Autopilot schaltest.

Die Bedeutung von Achtsamkeit in der Psychiatrie, Psychotherapie und Beratung
Achtsamkeit hat sich in den letzten Jahren als eine der effektivsten Techniken in der Psychiatrie und psychotherapeutischen Beratung etabliert. Sie wird zunehmend als eine wertvolle Ergänzung in der Behandlung von psychischen Erkrankungen und emotionalen Herausforderungen anerkannt. Achtsamkeit hilft nicht nur, Stress und Angst zu reduzieren, sondern fördert auch eine tiefere Selbstwahrnehmung und eine gesündere Beziehung zu den eigenen Gedanken und Gefühlen.
In der Psychiatrie und Beratung bietet sie sowohl Patienten als auch Therapeuten zahlreiche Vorteile.
Achtsamkeit bedeutet, sich im gegenwärtigen Moment ohne Urteil und mit offener, neugieriger Haltung auf das Erleben von Gedanken, Gefühlen und Sinneseindrücken zu konzentrieren.
Sie lehrt, sich nicht von inneren Erlebnissen überwältigen zu lassen, sondern diese bewusst wahrzunehmen und anzunehmen. In der psychiatrischen und therapeutischen Arbeit geht es darum, KlientenInnen zu helfen, ihre Gedanken und Gefühle zu beobachten, ohne sich von ihnen vereinnahmen zu lassen. Achtsamkeit ermutigt dazu, emotionalen Reaktionen nicht automatisch nachzugeben, sondern eine bewusstere Entscheidung darüber zu treffen, wie man mit diesen Reaktionen umgehen möchte.
Achtsamkeit in der Behandlung von psychischen Erkrankungen
Achtsamkeit hat sich als hilfreich in der Behandlung einer Vielzahl von psychischen Erkrankungen erwiesen, wie zum Beispiel:
1. Angststörungen
Viele Menschen mit Angststörungen neigen dazu, sich in einem Teufelskreis von negativen Gedanken und übermäßiger Besorgnis zu verfangen. Achtsamkeit hilft, diese Gedankenspiralen zu unterbrechen, indem sie die Wahrnehmung auf den aktuellen Moment lenkt und so die Gedankenkontrolle zurückgibt.
2. Depressionen
Achtsamkeit ermöglicht es Menschen, sich nicht von wiederkehrenden, negativen Gedanken über sich selbst oder die Welt zu definieren. Durch die Fähigkeit, diese Gedanken zu beobachten, können Betroffene ihre negativen Denkmuster erkennen und verändern. Der bekannte Ansatz der Mindfulness-Based Cognitive Therapy (MBCT) kombiniert Achtsamkeit mit kognitiver Therapie und hat sich besonders in der Rückfallprävention bei Depressionen als wirksam erwiesen.
3. Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
In der Behandlung von PTBS hilft Achtsamkeit, traumatische Erinnerungen in einem sicheren, kontrollierten Rahmen zu bearbeiten, indem der Fokus auf den Atem und den Körper gelenkt wird. So wird die emotionale Intensität von Erinnerungen gemildert.
4. Essstörungen
Achtsamkeit unterstützt bei der Entwicklung eines gesunden, nicht wertenden Blicks auf den eigenen Körper und das Essen. Sie hilft, eine gesündere Beziehung zu Nahrungsmitteln zu etablieren, indem sie Essgewohnheiten und Körperwahrnehmung fördert, ohne sich in selbstkritischen Gedanken zu verlieren.
In der Beratung hilft Achtsamkeit nicht nur den Klienten, ihre eigenen Gefühle und Gedanken zu reflektieren, sondern auch den BeraterInnen, empathischer und weniger reaktiv zu agieren. Die Integration von Achtsamkeitstechniken in Beratungsgespräche fördert ein offenes Umfeld, in dem KlientenInnen sich sicher fühlen, ihre innersten Gedanken und Emotionen zu teilen.
Selbstregulation: Achtsamkeit ermöglicht es Klienten, ihre eigenen emotionalen Reaktionen zu erkennen und zu regulieren. Dies stärkt die Fähigkeit, in stressigen oder herausfordernden Situationen ruhig und gelassen zu bleiben, was besonders in Krisensituationen von großer Bedeutung ist.
Verbesserte Kommunikation: Achtsamkeit hilft nicht nur den KlientenInnen, besser auf ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche zu hören, sondern auch den Beratern, besser zuzuhören und empathischer zu reagieren. Diese verbesserte Kommunikation fördert eine tiefere therapeutische Beziehung und ein besseres Verständnis zwischen BeraterIn und KlientIn.
Praktische Anwendung von Achtsamkeit in der Therapie
- Atemübungen: Atemtechniken sind eine der einfachsten und effektivsten Methoden, um Achtsamkeit zu fördern. In der Therapie können KlientenInnen angeleitet werden, regelmäßig auf ihren Atem zu achten, um ihre Gedanken und Emotionen zu beruhigen und in den Moment zurückzukehren.
- Körperwahrnehmung: Ein weiterer wichtiger Aspekt der Achtsamkeit ist das bewusste Wahrnehmen des Körpers. Techniken wie Body Scan (Körperscan) helfen, Spannungen oder emotionale Blockaden im Körper zu erkennen und zu lösen.
- Achtsamkeit im Alltag: Therapeuten ermutigen KlientenInnen oft, Achtsamkeit auch in ihrem täglichen Leben zu üben, zum Beispiel durch bewusstes Essen, achtsames Gehen oder das bewusste Wahrnehmen von Gefühlen und Gedanken in alltäglichen Situationen.
Ein sehr interessantes und empfehlenswertes Buch für den Eigenbedarf um die eigenen Muster und Verhaltensweisen zu verstehen war für mich das Buch (*)
"Ich bin o.k. - Du bist o.k.: Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können"
Fazit - Achtsamkeit als Weg zu mehr Lebensqualität
Achtsamkeit ist eine kraftvolle Praxis, die in der Psychiatrie und Beratung eine zunehmend wichtige Rolle spielt. Sie ermöglicht es Klienten, ihre Gedanken und Emotionen zu erkennen, ohne von ihnen beherrscht zu werden, und fördert einen gesunden Umgang mit Stress, Angst und anderen psychischen Belastungen. In der Kombination mit anderen therapeutischen Ansätzen hat Achtsamkeit das Potenzial, die Lebensqualität der Patienten erheblich zu verbessern und ihre Resilienz zu stärken.
Achtsamkeit ist kein Ziel, sondern eine Reise – eine Reise zurück zu uns selbst und in den gegenwärtigen Moment. Sie hilft uns, inmitten des hektischen Lebens eine Insel der Ruhe zu finden und uns wieder bewusst mit der Welt und uns selbst zu verbinden. Durch regelmäßige Achtsamkeitspraxis können wir lernen, unsere Gedanken und Emotionen zu steuern und ein erfüllteres, zufriedeneres Leben zu führen. Wenn du dich also das nächste Mal gestresst fühlst, erinnere dich daran: Der Weg zu mehr Klarheit und Ruhe beginnt oft mit einem einzigen bewussten Atemzug.
HINWEIS (*)
Die mit Sternchen (*) markierten Verweise sind Affiliate-Links. Das bedeutet: Wenn du das verlinkte Produkt kaufst, erhalte ich eine kleine Provision. Für dich verändert sich der Preis nicht.
Comments